Die Bärensäule in Weidenhain-Zeugnis einer tragischen Begegnung von Mensch und Tier

Manchmal lohnt es sich auf Hinweisschilder zu Sehenswürdigkeiten an den Straßen zu reagieren. So ging es mir heute auf der B 183 Richtung Bad Düben. 


Im Wald kurz hinter der Ortschaft Heidenhain tauchte plötzlich das Schild „Bärensäule 100m“, mit einem Pfeil in linke Richtung auf. Ich verlangsamte mein Tempo und fuhr nach 100m in einem kleinen Waldweg direkt neben der Bundesstraße.

Neben einer kleinen Schutzhütte stand ein großer Bär aus Holz, und ein sehr alte, mit einem kleinen Zaun umgegebene Sandsteinsäule, das war also die Bärensäule, nur welche Geschichte verbargt sich dahinter. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, dass diese Geschichte sehr eng mit Schloss Augustusburg in Verbindung stand, dass ich ja gerade gestern besucht hatte.  

Im Ort Weidenhain gab es vor über 500 Jahren ein kleines Jagdschloss, dass sehr oft von Kurfürst August I besucht wurde. Heute zeigt nur noch ein Schild den ehemaligen Standort an. 

Wie bei vielen seiner adligen Zeitgenossen stand auch bei ihm die Jagd im Mittelpunkt seiner Aktivitäten. So auch im Jahr 1562, als er wieder einmal mit einer großen Gesellschaft in den wildreichen Wäldern rund um Weidenhain auf der Jagd war. In seinem Eifer entfernte er sich aber immer weiter von seinen Jagdgenossen und war plötzlich ganz alleine mitten im Wald. Durch ein Knacken von Ästen aufgeschreckt entdeckte der Kurfürst einen großen Braunbären, der mit großen Schritten auf ihn zukam. Zu allem Schreck sah der Kurfürst noch, dass der Bär verletzt war und eine große Wunde hatte, nun war ihm sofort klar, dass er in großer Gefahr war. Mit einem verletzten Bären war nicht zu spaßen. Da keine seiner Gehilfen in Sicht waren, suchte er sein Heil in der Flucht. 

Nach wenigen Schritten aber merkte er, dass er keine Chance hatte dem Bären zu entkommen, also versuchte er sich auf einen Baum zu retten. Aber spätestens seit Karl May weiß heute jedes Kind, dass Bären sehr gut klettern können und es keine gute Idee ist bei einem Bärenangriff auf einen Baum zu flüchten. Diese Erfahrung machte nun auch der Kurfürst. Schnell kletterte er hoch, doch der Bär folgte ihm, bald merkte er den heißen Atem des Tieres an seinen Füssen. Da glaubte der Kurfürst seine letzte Stunde sei gekommen und schrie sich die Seele aus dem Leib. Er hatte Glück, sein Oberförster Thomas Meißner hörte die Rufe und konnte schnell die Stelle finden, an der sein Herr gerade in Lebensgefahr war. Beherzt schoss er auf den Bären, der tödlich getroffen vom Baum stürzte. Der Kurfürst war seinem Retter von nun an sehr zugetan und half ihm künftig wo immer er nur konnte.



Zum Andenken an dieses gefährliche Abenteuer lies der Kurfürst an Stelle eine Gedenksäule errichten, die heute noch besichtigt werden kann. Das verwitterte Steinrelief zeigt den Kurfürsten in seiner gefährlichen Lage und seinen Retter. Für den Kurfürsten gehörte schon Mut dazu dieses Relief aufzustellen, zeigte es ihn doch in einer durchaus peinlichen Lage. In der Zeit pflegten die herrschenden Personen sich eher stark und unbesiegbar zu präsentieren, wie viele Gemälde und Skulpturen zeigen.




Wäre diese Geschichte jetzt ein Märchen, würde sie enden mit dem Satz „und wenn sie nicht gestorben sind…..“. Es scheint aber  kein Märchen zu sein. Die Zeitangabe  und die beteiligten Personen passen zusammen und  mehrere Quellen berichten den gleichen Verlauf des Geschehens.

Die Beteiligten dieser Geschichten leben schon lange nicht mehr. 

Oberförster Thomas Meißner ist 1607 gestorben, sein Grabstein findet sich in der Kirche von Weidenhain, Kurfürst August I ist im Jahr 1586 gestorben. 

Eine interessante Geschichten, rund um einen alten Stein im Wald.


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